Der Grund für diesen Blog sind viele Gespräche, die ich mit Schildkrötenhaltern in Mitteleuropa geführt habe. Dabei wurde mir oft gesagt: „Im Sommer – wenn es bei uns schön warm ist – sind meine Tiere im Garten. Wenn es kalt wird, kommt dann sowieso die Winterruhe.“

Sehen wir uns diese Aussage etwas näher an. Das Tier, um das es sich handelt, ist die Griechische Landschildkröte (testudo hermanni). Im natürlichen Habitat dieses Reptils liegt die Sonneneinstrahlung über das Jahr gesehen bei über 200 Watt/m². Das ist um beeindruckende 80% mehr als in Deutschland (110 Watt/m²). Der Sommer in Mitteleuropa ist im Vergleich zum mediterranen Raum einfach zu beschreiben: zu kurz, zu feucht und zu kalt (für dieses Zitat danke ich einer guten Bekannten). Unsere Reptilienfreunde sind wechselwarme Tiere und deshalb ist eine ausreichend hohe Temperatur und Lichtstärke (inklusive UV-Licht) überlebenswichtig. Wärme und Licht ist der Treibstoff für unsere Reptilien. Bei Schildkröten im Garten kann das einfach durch ein Plexiglas-Hochbeet (zB: Alltop) mit einer UV-Beleuchtung am Sonnenplatz sichergestellt werden.

Die Sonnenstunden und die Sonnenintensität sind bei uns (in Mitteleuropa) einfach nicht mit den natürlichen Lebensräumen vieler Reptilien vergleichbar (Globalstrahlung):

-        Deutschland       110 Watt / m²

-        Österreich          130 Watt / m²

-        Italien                  160 Watt / m²

-        Griechenland     200 Watt / m²

-        Nordafrika          280 Watt / m²

Durch zu geringe Temperaturen und nass-kalte Umgebung erreichen die Tiere nicht die notwendigen Körpertemperaturen, können deshalb die Nahrung nicht verdauen und sind extrem anfällig für Krankheiten (vor allem Leberschäden). Die wichtige UVB-Strahlung für die Vitamin D3 Produktion ist natürlich in unseren Breiten auch wesentlich niedriger.

Für in Terrarien gehaltene Reptilien gibt es deshalb gute Faustregeln für die Wattstärke pro Quadratmeter. Auch hier richtet sich alles nach dem natürlichen Habitat des Tieres. Regenwaldbewohner sollten ca. 150 Watt / m² und Wüsten- bzw. Savannentiere ca. 200 Watt / m² bekommen. Natürlich zählt hier beim Sonnenplatz auch der Abstand von der Lampe zum Tier und die Größe des Tieres. Der ganze Körper sollte vom Lichtkegel bedeckt werden. Je nach Höhe des Terrariums wird dieser empfohlene Wert etwas höher oder geringer sein (Akeret, 2015).

Für ein Bartagamen-Terrarium mit einer Grundfläche von 150 x 70 cm reichen eben nicht 2 Compact-Lampen und eine Leuchtstoffröhre. Da sollten schon 3 x 70 Watt UV-Metalldampflampen (HID) hängen. Oder wenigstens 2 x 70 Watt UV-MD-Lampen und als Grundbeleuchtung eventuell eine hochwertige Leuchtstoffröhre oder LED-Balken.

Meine Empfehlung zum Abschluss: Am besten ist es sich vor Anschaffung eines Tieres in der Literatur genauestens über die Haltungsbedingungen zu informieren. Es gibt ausgezeichnete Vereine (DGHT in Deutschland, ISV und HTVÖ in Österreich) die immer bereit sind Fragen zu beantworten. Unterschätzen Sie niemals das Wärme- und Lichtbedürfnis von Reptilien. Bei Fragen zu UV-Licht im Terrarium stehe ich gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße aus Wien,

Andreas Krb